10 Tage Aguascalientes |
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Dienstag, 27. Januar 2009 um 00:18 |
Das Jahr hätte nicht schöner beginnen können. Ich verbrachte mit der österreichischen Bergziege Mattias 10 Tage mit Sightseeing in Aguascalientes beim alten Wahlschweizer Kollegen Ruben. Dank der Tatsache, dass es in Aguascalientes eine Menge Austauschschüler und auch eine ROTEX-Abteilung gab, machten wir den grössten Teil unserer Aktivitäten nicht einfach alleine. Immer dabei waren nebst uns zwei Europäern folgende Personen: Ruben (ist ja logisch), Brenna (USA, wohnt bei Ruben im Haus) und meistens auch Cihuatzin (Rebound, die das letzte Jahr in der Türkei verbrachte). Gleich vor der frühmorgendlichen Abreise mit dem Linienbus der ADO brachte ich meine Koffer in mein neues Heim. Der erste Familienwechsel brachte mich endlich in die Stadt Xalapa: näher an die Kollegen, dafür weiter weg von der Schule. Danach traf ich mich mit Mattias. Zusammen schlugen wir die Zeit bis zu unserer Busfahrt (am Donnerstag, 8.1.2009, morgens um 2 Uhr) in seinem Haus tot. Mit von der Partie waren auch noch Bruno und Vanessa, 2 Brasilianer, die während wir in Aguascalientes waren, wie alle anderen Brasilianer, zurückreisten. Mitten in der Nacht ging dann die Fahrt los. Gemütlich tuckerte der Bus nordwärts in die Berge, während nach und nach alle Passagiere einschliefen. Beim Morgengrauen waren wir nach 5 Stunden Fahrt schon in Mexiko-City. Vor der Anschlussfahrt nach Aguascalientes mussten wir zuerst noch 5 Stunden in kalten Terminal Norte ausharren. Mattias hatte ein bisschen zuviel Aufenthaltszeit eingeplant.... 11.30 Uhr ging es schlussenlich mit dem Anschlussbus der ODM-Gesellschaft (übrigens sehr zu empfehlen) weiter nach Aguascalientes. Auf den nächsten 7 Stunden Fahrt vertrieben wir uns die Zeit mit Schlafen, Filmschauen und Musikhören. Wir passierten erneut Guanajuato, wo wir einen Monat zuvor schon waren. Und dann verschätzte ich mich. Ich dachte, Aguascalientes liege gleich nach Guanajuato - FALSCH! Nach Guanajuato wechselten wir die Autobahn und fuhren durch mexikanisches Niemandsland. Man fuhr über sanfte Hügel, rechts Kühe, links eine Eisenbahn, sonst nichts. Irgendwo in der Wüste stand plötzlich ein Schild: "Bienvenidos a Aguascalientes!". Danach dauerte es noch einmal ein paar Hügel bis eine gross angelegte Militärkontrollstelle (gegen Drogenschmuggel) kam. Wiederum ein paar Hügelchen später kamen endlich die ersten Industriegebiete, etwa 3 Stunden nach Guanajuato... Schliesslich erreichten wir dann die Stadt am frühen Abend. Und in der Busstation standen schon Ruben und Brenna. Mit ihnen fuhren wir dann zu Ruben nach Hause, wo wir gleich danach auch die freundlichen Gastgeber Ruben Vater und seine Frau Toni kennenlernten. Nach einem Kennenlern-Drink (natürlich Coca Cola, denn da arbeitet Rubens Vater) planten wir gemeinsam unsere Woche. So ging es am Freitag Morgen zuerst mit einer Stadtrundfahrt im Turibus los. Diese führte uns zu allen wichtigen Gebäuden inklusive dem alten Bahnhof von Aguascalientes. Abends waren wir beim Vorgesetzten von Ruben Grande eingeladen. Mit seinem Sohn fuhren wir zuerst in den Plaza und dann auf eine Fiesta, die nicht wirklich das Wahre war. Ziemlich schnell waren wir wieder weg und suchten die Lieblingsbar der Austauschschüler auf. Und siehe da, man traf sogar Landsleute an. Nadine aus Oberbipp war zusammen mit Deutschen und Brasilianern sowie einem Türken da. Den nächsten Tag verbrachten wir im interaktiven Museum von Aguascalientes. Dieser Bau ist vergleichbar mit dem Verkehrshaus in Luzern. Nebst zahlreichen Showräumen hat es da auch ein IMAX-Kino und ein virtuelles Volleyballfeld. Bei den Volleypartien wurden unsere Bewegungen 1zu1 gefilmt und auf das virtuelle Volleyballfeld übertragen. So spielten wir ohne Ball 2 gegen 2, was sich als sehr lustig herausstellte. Der Sonntag war ein Sporttag. Gleich in der Nähe von Rubens Haus steht eine riesige, gepflegte Parkanlage mit See und verschiedenen Attraktionen. Als Eintritt bezahlt man 7 Pesos (ca. 50 Rappen). Damit wird die Parkpflege finanziert. Im Parkinnern bezahlt man dann für verschiedene Aktivitäten noch einmal etwas (z.B. Pedalofahren, Fahrradmiete etc.). Im Allgemeinen sind jedoch die Preise tief. Für ein Ruderboot bezahlte jede Person für 45 Minuten noch einmal 2 Franken. Da Sonntag war, war die halbe Stadt im Park auf den Beinen bzw. auf dem Fahrrad. Wir mischten uns auch unter das Stadtvolk und erkundeten sie unglaublichen Ausmasse des Parks per 4-Personen-Fahrrad. Mit von der Partie waren zahlreiche Kumpels von Ruben und nebst uns Jalapeños auch noch Lea (Deutschland), Withit (Thailand) und Brenna (USA) - 10 Leute aus 6 Nationen! Gleichentags war auch der Geburtstag von Rubens Mama Toni. Abends ging es mit Muskelkater in die wahrscheinlich beste Pizzeria hier in Mexiko. Nicht einmal ein Teil der Schweizer Pizzas können gegen diese feine Pizza mithalten, die wir da in Aguascalientes assen! Aguascalientes ist innerhalb Mexikos bekannt für seine Feria. Die Feria ist ein einmonatiges Volksfest mit Discos, Stierkämpfen, Konzerten, Shows und Spass. Dieses Spektakel findet jedes Jahr mit einem Gastland (dieses Jahr Frankreich) im April und Mai statt. Wir flanierten am Montag durch die Festivalzone, die den Rest des Jahres wie ausgestorben ist. Im dortigen Kino guckten wir uns (erneut) die mexikanische Fussballkomödie "Rudo y Cursi" an. Ich glaube, das ist der beste mexikanische Film bisher. Er schlägt er hier in Mexiko in den Besucherzahlen locker Hollywoodgrössen wie Keanu Reeves mit seinem Film "The day the earth stood still". Und wo könnte man besser seinen Fluchwörterwortschatz besser verbessern als bei einem mexikanischen Ranchero-Film mit Gael Garcia (ja genau, der Gael Garcia, der im Film "Babel" schon den mexikanischen Chaffeur spielte, der an der USA-Grenze Probleme hatte). Der Dienstag war der Coca Cola-Tag. Rubens Vater (Ingenieur bei Coke) organisierte für alle Interessierten eine Führung durch die Coca Cola-Fabrik in Aguascalientes. Hier in Mexiko ist ja Coca Cola nicht einfach Coke. Coca Cola liefert nicht nur die üblichen Sachen, die wir von Europa kennen, sondern auch Trinkwassertanks und Fruchtsäfte frei Haus und ist mit 80% unangefochtener Marktleader. Um den alkoholfreien Durst einer Millionenstadt zu stillen, ist natürlich auch eine entsprechende Abfüllanlage vonnöten, die wir in der vollen Grösse bestaunen durften. Wie überall in Mexiko, zurückzuführen auf die alten Hochkulturen, ist der Tod ein wichtiges Thema. Nicht wie in Europa traurig, sondern fröhlich und lustig. Daher durfte auch ein Besuch im neueingerichteten "Museo de la Muerte" (Totenmuseum) nicht fehlen. In verschiedenen Sälen werden anschaulich die Geschichte des Totenkults und des Brauches des 1.Novembers erklärt. Man begibt sich so auf eine Zeitreise bis zurück zu den Azteken. Am gleichen Abend besuchten wir auch noch den Rotaryclub Aguascalientes Industrial, der der eigentliche Gastclub von uns zweien während unseres Aufenthaltes in Aguascalientes war und schossen die wichtigen Beweisfotos für unseren Aufenthalt. :-) Gemütlicher und ruhiger war dann der Mittwoch. Im Hause von Cihuatzin (Präsidentin von ROTEX Aguascalientes) fand ein Campingabend statt. Mit von der Partie war die Mehrheit der Austauschschüler in Aguascalientes. Zusammen spielten wir Poker und sassen am späteren Abend draussen am Lagerfeuer. Zum Übernachten blieben dann nur noch Ruben, Cihuatzin, Withit, Lea, Brenna, Mattias und ich. Am folgenden Tag waren sowieso alle nur auf Standby-Modus nach der unglaublich kurzen Nacht in der Kälte. Den ganzen Tag machten wir nichts anderes als zu Schlafen, bevor es ins mexikanische Nachtleben ging. Edgar (auch so ein Kollege von Ruben) hatte uns Gratistickets für eine Schickimickidisco besorgt. Da waren wir in der VIP-Lounge, mit Hemd fast noch underdressed... Das Highlight vom Samstag war die mexikanische Fussballsaisoneröffnung, die wir bei einem Match von Necaxa (Stadtclub von Aguascalientes) gegen den Starclub der Pumas miterleben durften. Vor der Partie ging es noch ein bisschen in die Stadt zum einer Runde Bowling. Auch schönmachen mussten wir uns noch, weil es nach dem Match direkt auf einen Cumpleaños (Geburtstag) eines Schulkollegen Rubens ging, der 20 Jahre jung wurde. Zuerst waren wir jedoch im Stadion. Die Partie war lange Zeit ausgeglichen und torlos. Schliesslich konnten die Pumas (die sogar auswärts fantechnisch in der Überzahl waren) in Führung gehen. Kurz darauf glich Necaxa durch einen Penalty aus. So blieb es auch bis 3 Minuten vor Schluss, ehe Fernando Morales die Pumas durch einen spitzwinkligen Schuss noch in Führung schoss. 1-2 das Endresultat. => Mexikanische Fussballrundenergebnisse Allmählich neigte sich die schöne Zeit in Aguascalientes dem Ende zu. Ein wichtiger Ort fehlte noch: der Cristo Roto. Diese Statue eines "kaputten Christus" steht eine Stunde ausserhalb Aguascalientes in den Bergen auf einer Insel umgeben durch einen künstlichen See. Die Statue wurde absichtilich so gebaut im Gedenken an Personen mit amputierten Gliedmassen. Mit einem Schiff fuhren wir zur Statue und danach in eine kleine Schlucht. Abends nach der Rückkehr trafen wir uns alle noch einmal im Plaza in Aguascalientes und verabschiedeten uns von allen, bevor es zum absolut letzen Höhepunkt der Reise kam: ein von mir organisierter Fondueplausch im Haus von Rubens Familie. Ein bisschen musste improvisiert werden, aber auch ein Käsefondue in einer elektrisch geheizten Pfanne eines Schokoladebrunnens (natürlich vorher geputzt) schmeckte hervorragend. Nach dem Fonduegaudi ging es leider wieder nach Hause. Exakt um 0.12 Uhr verliess der Bus Aguascalientes gegen Süden. Fazit: Ich muss da wieder einmal hin! Vielleicht ja zur Feria, sofern möglich. Liebe Grüsse ![]() |